Zu Gast bei Freunden
Am 25. Oktober waren wir zu Besuch bei Freunden in Liberec. Diese hatten uns zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Etwa 30 Personen waren gekommen. Zuerst berichteten Roma von ihrer sozialen Situation und den Vorurteilen gegen sie und deren Folgen. Die Feindseligkeit, das Misstrauen welches ihnen entgegengebracht wird, die schlechten Bildungs- und Arbeitschancen, die schlechten Wohnbedingungen, die Unterschiedlichkeit der Löhne von „weißen Tschechen“ und Romas, wenn sie Arbeit bekommen.
Auch wir sollten über verschiedene Themen berichten. Eines war das Sozialsystem, vor allem Hartz IV und die Folgen für die Betroffenen, sowie die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Erstaunt verfolgten sie die Schilderungen über die Höhe von Hartz IV. Und es wurde gefragt ob das Geld für eine Woche sei. Als wir sagten, dass es für einen Monat ist, konnten das viele nicht glauben. Wie könnten die Betroffenen davon leben? Was muss davon bezahlt werden? Auch dies kam zur Sprache, genau wie die Dumpinglöhne von weniger als 5,00 € Stundenlohn. Als wir von den 1,20 € Jobs berichteten, wurde dies zuerst als Scherz aufgefasst. Nachdem wir erklärten, dass dies kein Scherz ist, berichteten wir über die Auswirkungen, welche eine Ablehnung eines solchen „Angebotes“ zu Folge hat.
Danach berichteten wir über die Situation der Roma, die als Asylsuchende in Zittau leben und über unsere Hilfsangebote für die Roma im Grenzgebiet. Wir erklärten kurz ein Projekt, welches ab Januar 2013 gemeinsam mit Roma aus dem Grenzgebiet begonnen werden soll. Außerdem boten wir weiterhin unsere Hilfe an.
Daran schloss sich auch gleich der Vortrag über die Naziszene in Sachsen und deren Beziehungen zur Neonaziszene in Tschechien an.
Nach den Vorträgen gab es noch einige Fragen zu den jeweiligen Themen.
Uns interessierte unter anderem die Situation der Roma in der ehemaligen CSSR und ob die Sprache der Roma, das Romani, noch gesprochen wird. Diese sagten, dass es damals keine Arbeitslosen gab, alle hatten ihr Auskommen, es gab keine Armut. Das ist heute anders. Vorurteile gab es jedoch schon immer, wenn auch nicht so hasserfüllt wie heute. Romani wird kaum noch gesprochen, einige ältere Romas sprechen sie noch, aber Kinder kaum. Es ist in Tschechien eine „tote“ Sprache.
Wir überreichten im Anschluss die Broschüre der „Initiative für eine lebendige Gedenkkultur“, die am 08.11.2012 in der Christian Weise Bibliothek vorgestellt wird und luden sie dazu ein.
Tags: Infoladen Zittau, Liberec, Tamara Bunke Verein, Vortrag